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Dienstag, 24.03.09
Obwohl ich super geschlafen habe, bin ich gegen fünf Uhr munter. Liegt wohl an meiner typischen Angst, ich könnte im Urlaub etwas verpassen. Wir haben hier aber zum Glück zwei Zimmer, so dass ich meinen Vater nicht störe. So habe ich viel Zeit, meinen Bericht zu schreiben. Das der Urlaub dem Ende entgegen geht, merke ich daran, dass meine Kaffeevorräte auch dem Ende entgegen gehen. Naja, die zwei Tage wird er schon noch reichen. Außerdem hole ich den Blick auf das Wetter in Peking nach. Es sieht gut aus, aber auch kühl. 10-16°C. Außerdem habe ich noch einen Gruß ins Kreta-Forum geschickt. Nun warten wir auf das Frühstück. Zum Glück gehen wir sehr zeitig. Der Speiseraum ist für ein Hotel dieser Größe ziemlich unterdimensioniert. Wir bekommen einen Platz. Das Angebot ist super. Es gibt Baguette. Endlich mal keinen süßen Toast zum Frühstück. Es gibt auch so was wie Wurst. Der Rest ist das übliche Angebot. Kaffee gab es schon besseren, dafür schmeckt der Orangensaft nicht ganz so nach Chemie. Jetzt haben wir noch ein paar Minuten, bis der nächste Ausflug startet.
Es geht wie immer pünktlich los. Es ist schon erstaunlich, dass bei 32 Leuten bisher niemand zu spät am Treffpunkt war. Unser erstes Ziel ist ein nicht geplantes Ziel. Das neue Opernhaus von Beijing. Eine riesige Halbkugel aus Glas, Stahl und Beton. Umgeben von einem Wassergraben. Die Sonne scheint zwar, aber es ist kalt in Peking. Es weht ein eisiger Wind. Wir dachten, wir machen hier einen Fotostopp. Mir schwante nichts Gutes, als ich unseren Bus davon fahren sah. Etwas ängstlich frage ich unsere Reisebegleiterin, ob wir denn nicht mehr in den Bus kommen. Sie weiß es auch nicht. Als wir uns dann Richtung Tian'anmen - Platz zu Fuß auf den Weg machten, ist meine Laune am Nullpunkt angekommen. Mein Rucksack liegt im Bus. Und darin Reserveakkus und Kassette. Mein jetziger Akku in der Kamera hält nicht mehr lange! Prima! Normalerweise bekamen wir Bescheid, wenn wir länger nicht in den Bus kommen. An der für mich wichtigsten Stelle nicht! Ich habe keine Lust mehr. Ich spreche mit Bo. Er fühlt sich schuldig und versucht, noch etwas zu organisieren. Mal schauen, was daraus wird.
Wir laufen vorbei an der Kongresshalle, dem Regierungssitz der KP Chinas. Am Eingang eine Menschenschlange von einem Kilometer oder mehr. In Dreierreihen. Ich bin froh, dass wir das nicht besichtigen. Jetzt stehen wir vor dem Tian'anmen - Platz , dem "Platz des Tores des himmlischen Friedens". Er hat keine so rühmliche Geschichte, ist aber ob seiner Größe dennoch sehr beeindruckend. Für ein paar Videoaufnahmen reicht der Akku noch. Fotos muss Vater machen, der auch mit ständig leeren Akkus zu kämpfen hat. Warum weiß wohl nur Buddha. Auf dem Platz befindet sich auch das Mausoleum von Mao. Davor auch eine unendlich lange Schlange von Menschen. Ich mache lieber keine Aufnahmen mehr. Dafür macht ein Fotograf ein Gruppenfoto von uns, welches in einem Buch mit Ansichten von Peking verewigt wird. Wir können das Buch später kaufen. Die Akkuanzeige blinkt schon. Wir verlassen den Platz durch einen Tunnel Richtung Tian'anmen - Tor, welches dem Platz seinen Namen gab. In der Mitte des Tores ist das bekannte Portrait von Mao, welches alle zwei Jahre erneuert wird. Bo hat den Busfahrer erreicht. Mit etwas Glück bekomme ich meinen Rucksack am Eingang des Kaiserpalastes. Meine Laune wird etwas besser. Ich riskieren noch einen Kameraschwenk über den Platz. Es wird dunkel im Sucher. Hoffentlich klappt das mit dem Rucksack.
Ich werde zum Fahnenträger und darf unsere Gruppe mit der Deutschlandfahne ganz oben zum Eingang des Kaiserpalastes führen. Bo rennt los, um Eintrittskarten und mein sehnlichst erwartetes Gepäckstück zu organisieren. Die chinesische Armee, vermutlich die "Palastwache", macht Frühsport in voller Uniform. Sieht lustig aus, ist es aber bestimmt nicht. Ich hätte keine Lust an einer Stelle Frühsport zu machen, wo sich ca. 3000 Touristen tummeln. Bo ist wieder da. Und auch der Strom für meine Kamera. Der Tag scheint gerettet.
Kaiserpalast. Zuerst die übliche Sicherheitskontrolle. Dann sind wir drin. Und tausende andere Leute auch. Tat erschwerend kommt hinzu, dass die Hälfte des Palastes abgesperrt wird. Staatsbesuch aus einem afrikanischen Land. Na prima, ausgerechnet heute. Ist wohl nicht mein Glückstag. Außerdem will der eisige Wind sich nicht legen. Bo fängt nun an, die Geschichte dieser Anlage zu erzählen. Diese begann im Jahre 1420. Ich hoffe, er beschreibt nicht jedes Jahr. Langsam schieben wir uns in der Menschentraube mit vorwärts. Von Hof zu Hof. Erst hier fällt mir so richtig auf, dass der Himmel wieder schön blau ist. Kaum Smog. Kein Vergleich zu Shanghai oder Chongqing.
Nach drei oder vier Höfen erreichen wir den Eingang zur eigentlichen Verbotenen Stadt. Das Refugium von 24 chinesischen Kaisern. Der letzte hat sich 1911 verabschiedet. Es wird enger. Die Gebäude stehen hier nicht mehr so freizügig. Wozu auch, hier hatte ja eh niemand Zutritt. Die verbotene Stadt ist auch der Teil der Anlage, welcher noch nicht komplett restauriert ist. Das macht die Sache authentischer. Als kleiner Höhepunkt erweist sich der Blick in die Schlafgemächer des Kaisers. Sehr spartanisch, würde ich aus heutiger Sicht sagen. Und winzig. Ein Kinderbett nach heutigen Maßstäben. Ok, der letzte Kaiser war ja auch noch ein Kind. Die Wanderung ist aber immer noch nicht zu Ende. Es fehlt noch der Lustgarten. Niedlich und eng, aber keine Besonderheit. Es gibt schönere Gärten in China.
Wir haben es geschafft. Wir sind draußen. Jetzt noch etwa einen Kilometer durch Heerscharen fliegender Händler zum Bus. Und auf zum Mittagessen. Wir essen heute in der SPD Bank (Shanghai Pudong Development Bank). Klingt nicht sehr aufregend, ist es auch nicht. Das schlechteste Essen im Urlaub bisher. Aber wenigstens war der Raum warm. Nach drei Stunden Kaiserpalast eine willkommene Abwechslung. Aufgrund der bescheidenen Qualität des Essens, ich hab nicht mal richtig Lust, die Stäbchen zu benutzen, brechen wir ziemlich schnell wieder auf. Unser Programm für heute ist noch lange nicht beendet.
Wieder mit dem Bus fahren wir zum Himmelstempel. Wieder werden wir von tausenden fliegenden Händlern belagert: Kaufen Lolex, cheap, cheap. Danke, habe ich schon. Ich habe aber keine Vorstellung vom Himmelstempel. Mal sehen, was das ist. Zunächst einmal eine riesige Anlage. Eigentlich überflüssig, das zu erwähnen. Und Menschenmassen. Ebenfalls überflüssig zu erwähnen. Viele ältere Chinesen tanzen in der Anlage, spielen Karten oder üben sich im Singen. Wir gehen vorbei an einer endlosen Wandelhalle und kommen am eigentlichen Tempel an. Ein monströses Bauwerk. Kaum zu glauben, dass das alles ohne einen einzigen Nagel erbaut wurde. Wir haben etwas Zeit zum Knipsen und Filmen. Dann gehen wir durch das Himmelstor und einen 360 Meter langen Weg zum Erdtor abwärts. In umgekehrter Richtung war das der berühmte Weg, den auch der Kaiser zu Fuß gehen musste. Am Ende des Weges sind wir an der Echowand angekommen. Eine kleine Tempelanlage in der Tempelanlage. Nicht spektakulär, aber schön. Der letzte Ort unserer Besichtigungstour ist ein Altar. Sogar mit Opfergefäßen. Aber nur für Naturalien. Lebende Wesen wurden nicht geopfert. Wir verlassen den Himmelstempel. Es reicht für heute. Auf zum Bus und ins Hotel. Dort noch das Buch mit dem Gruppenfoto für 100 RMB erworben und ab ins Büro. Zum Beine hochlegen bleibt mir keine Zeit. Ich muss Schularbeiten machen.
Ich hätte jetzt die Zeit verpasst. Bin ich doch davon ausgegangen, dass 19:00 Uhr Abfahrt ist. Zum Glück ist mein Vater da und fragt mich, ob ich mich nicht langsam umziehen wolle. Jetzt aber schnell. Das heutige Abendprogramm ist schließlich schon bezahlt. Wir sind pünktlich am Bus. Auf der Fahrt zum Theater erzählt uns zunächst Rosi und dann Bo, was uns am Abend erwartet. Na prima. Rosi sagt als letzten Satz: Wenn die Peking Oper nicht zum Programm gehören würde, würde sie sie uns nicht empfehlen. Na prima! Warum nehmen Reiseveranstalter Sachen in ihr Programm auf, die sie nicht empfehlen können? Verstehe ich nicht.
Wir sind am Hotel, in welchem sich das Theater befindet. Es ist nicht sehr groß. Die ersten Reihen sehen eher wie ein Speiseraum aus. Mit gedeckten Tischen. Es ist freie Platzwahl. Also suchen wir unsere Sitzgelegenheit so ziemlich in der Mitte. Es dauert auch nicht lange bis zur Ouvertüre. Ein paar gelangweilt wirkende Musiker scheinen ihre Instrumente zu stimmen. Ach so, dass soll schon die richtige Musik sein? Der Vorhang fällt wieder. Schade, dass das erst der Anfang war. Der Vorhang hebt sich wieder. Eine völlig leere Bühne ist zu sehen. Dann kommt ein Mädchen auf die Bühne und beginnt zu singen. Eher zu kreischen. Es schmerzt in den Ohren. Dann kommt ein alter Mann dazu. Er soll einen Bootsmann darstellen. Die ganze Szene heißt der Herbstfluss. In einer Mischung aus Pantomime und Dialog wird eine Geschichte erzählt. Das Mädchen hat sich in einen jungen Mann verliebt, den sie auf dem Fluss gesehen hat. Der Schiffer soll sie zu ihm bringen. Sie ist 19 und war noch nie auf einem Boot u.s.w. Schließlich erreichen sie den jungen Mann. Die zweite Szene handelt vom Kampf des Affenkönigs gegen die 18 Krieger. Teilweise komisch, teilweise langweilig, in jedem Falle aber sehr langatmig wird jetzt jeder der 18 Krieger durch den Affenkönig besiegt. Dann ist endlich Schluss. Der Beifall hält sich erwartungsgemäß in Grenzen. Die Meinung in unserer Gruppe ist fast einstimmig. Das war die schlechteste Show, die uns in China geboten wurde. Aber die Oper gehört nun mal auch zu China.
Wir sind wieder im Hotel und der Abend ist schon fast vergessen. Da wir am heutigen Tag recht viel an der frischen Luft und zu Fuß unterwegs waren, passiert nicht mehr viel. Nachtruhe ist angesagt. Morgen ist der letzte Tag und es wird mit Sicherheit wieder anstrengend.
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*PLATZHALTER* |